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Der Statthalter von Schopfheim

Die Beziehung von Johann Peter Hebel zur Stadt Schopfheim und der Umgebung wird in in seinem "Der Statthalter von Schopfheim" sehr deutlich.

Diese kleine literarische Mundartperle haben wir an dieser Stelle (unterhalb der Illustrationen) für Sie rezitiert. In voller Länge...gnadenlos!
Bild vergrößern Illustrationen zum Hebel`schen Statthalter; um 1900
Bild vergrößern Zum Vergrößern Bilder anklicken

Der Statthalter von Schopfheim

Vetter Hans Jerg, 's dunnert, es dunnert ehnen am Rhi-Strom,
und es git e Wetter! I wott, es zög si vorüber.
's chunnt so schwarz - nei lueget, wie's blizt, und loset, wie's windet,
wie's im Chemi tost, und der Guhl uffem Chilche-Thurn gahret!
Helfis Gott! - 's chunnt alliwil nöcher und alliwil stärcher.
Ziehnt doch d'Läden a, der Glast möcht d'Auge verblende,
und iez holet 's Chrüsli und sitzet do ummen, willich
us den alte Zite vom Statthalter näumis verzehle.
Friedli het me nem gseit, und het's e seltseme Bueb ge,
isch's der Friederli gsi in siner Juged, das weißi!
Aber schöner as er, isch ken durs Wiesethal gwandlet,
woner no Bure-Chnecht bym alte Statthalter gsi isch.
Chrusi Löckli het er gha und Auge wie Chole,
Backe wie Milch und Bluet und rundi chräftige Glieder,
's Meisters Vreneli het an ihm si eigeni Freud gha,
er am Vreneli au, doch isch er numme der Chnecht gsi.
Nei, wie machts, und nei, wie schüttets! Bringetder 's Chrüsli
und e Ränftli Brod derzu? Jez sitzet und loset!
Vor fünfhundert Johren, i ha's vom Aetti erfahre,
isch e schwere Chrieg und sin Panduren im Land gsi.
Drunter ischs und drüber gange, was me cha sage.
Rich isch richer worden an Geld, an Matten und Hochmuth,
Arm isch ärmer worden und numme d'Schulde hen zug'no.
Menge brave Ma hets nümme chönne prästiere,
het si Sach verloren und Hunger g'litten und bettlet.
Mengi hen si zsemme g'rottet zwische de Berge.
Z'letzt het no der Friede ne Pack Maroden im Land g'lo,
gföhrli Volch mit Schwerd und Büchse, listig und unheim,
's sin bitrübti Zite gsi, Gott well is biwahre!
Sell mol het e Buur uf der Egerte nieden an Farnau
Hus und Schüre gha und Stiere, 's wärich ke Tropfe
Wasser uffene g'standen, und uf de Matte vo Farnau
bis go Huse Tensch an Tensch und Schmehlen an Schmehle
het der Uhli g'meiht, und 's Heu uf d'Egerte heimg'führt,
aber e wüste Ma zu dem, wie's ken meh in siebe
Here-Ländere git, im Welschland isch er so worde.
Hätt em der Statthalter z' Schopfe nit 's Vreneli endli zur Frau ge,
's Vreneli voll Verstand, und wie der Morge so lieblig,
's hätt's ke Magd im Hus bis Bet-Zit chönnen erlide,
und kei Chnecht hätt' zuenem dingt. Es chunnt eim e Bettler,
und me git em ke Brod, se seit me doch öbben im Friede:
„Helfich Gott!" - Er nit! „I will der 's Bettle verleide",
het er gseit, „und gang, wils Zit isch! Flieh mi der Teufel!"
Und die arme Lüt hen's Gott befohlen, und briegget.
Jedem chunnt si Zit! So öbbe ne Wuche vor Wienecht
het der Uhli gmezget, und het er gwurstet bis z'Obe,
het er z'Nacht si Chrügli g'lüpft bym brotene Ribbli.
„Vreni gang in Cheller, und Vreni leng mer z'trinke!"
het er mehr als zwenzig mol mit brochener Stimm gseit.
Gsinnet hen sie 'n emol uf siebe Mos und e Schöpli.

Aber wo meinetder mög sell Zit der Friederli gsi sy?
Oebben im Futergang? By's Meisters Stieren und Rosse?
Hender gmeint, io wohl! Scho z' Fasnecht isch er im Meister
us de Hände gwütscht, sust hätt en der Statthalter ghüblet.
Het er näumis bosget, se willi's nicht verrothe;
was gohts mi denn a? Furt isch er! Ueber e Monet
het me ke Spur mehr gha, bis öbben afangs Aprille
stoht er by den arme Manne zwische de Berge.
Schön an Wuchs und Gsicht, und fründli gege de Lüte,
muthig wie ne Leu, doch voll verborgener Bsinnig
hen sie 'n alli gern, und sage: „Seig du der Hauptma!
Was de seisch, das thüemer, und schickis numme, so göihmer,
hundert füfzig Ma und siebenesiebezig Buebe!"
Und der Friedli seit: „D'Marodi wemmer verfolge.
Wenn e riche Buur die Arme plaget und schindet,
wemmer em der Meister zeigen, aß es en Art het,
bis au wieder Recht und Gsetz und Ordnig im Land isch."
Helfis Gott der Her! - Jez rüeft der Hauptma sim Völchli:
„Manne, was fange mer a? I hör, der Uhli het gmezget.
's wär e Site Speck wol us der Bütene z'hole
und e Dozzet Würst. Wie wärs? Doch 's Vreneli duurt mi.
Besser ischs, es göhn e Paar, und singen ums Würstli!
Saget, i löß en grüeßen, er solls im Friede verzehre,
und mer vo der Sau doch au ne Müsterli schicke.
Hemmer nit menge Hirz us sine Gärte verscheuchet?
Hemmer uf sine Matte ne Habermark-Störzli vertrette?
Oder e Bäumli gschüttlet? Isch sine Chnechten und Buebe
nummen au so viel gscheh? Sie hen doch g'hütet und g'wassert
z'nacht um Eis, und früeih vor Tag; sie chönne nit chlage.
Leget em's ordlig ans Herz, i wünschich guti Verrichtig!"
Seits und 's göhn drei Bueben, und chömme mit Säcke zum Uhli.
„Guten Obe!" - „Dunderschieß! Was hender, was wender?" -
„He, mer chömme do abe vom Sattel-Hof. Zeiget, wie sinder!
So het üse Meister gseit, so sagemer wieder."
Schlimmer Wis isch, wo sie cho sin, 's Vreneli näume
dusse gsi, doch d'Chnecht sin uffem Ofe-Bank glege,
und der Uhli, voll Wi, git grobi Reden und Antwort.
„Saget euem Meister - (es isch mit Ehre nit z'melde)
Meister hi und Meister her, und wer isch der Meister?
's lauft so Waar iez gnug im Land, wo bettlen und stehle,
Schere-Schlifer, Hafe-Binder, alti Saldate,
Säge-Feiler, Zeinemacher, anderi Strolche.
Wemmen alli wott ge, me müeßt no mittene laufe.
Packetich, iez isch's hochi Zit!" - „He io, der Gottswille!
Nummene Hämpfeli Mehl, und nummen au so ne Würstli!" -
„Wart du Siebe-Chetzer, e Ribbe-Stückli wird guet sy!
Jobbi, gang an d'Stud, und leng mer der Fareschwanz abe!
Wenderich packe iez gli, i frog, ihr luftige Strolche!"
Jo, sie hen si packt, doch hinterne schliche vom Ofe
d'Chnecht zur Thüren us, und suche 's Vreneli dusse.
„Meisterne, iez ischs gfehlt, iez Meisterne helfet und rothet!
Das und das isch gscheh, sie hen's nit an is verdienet.
Hemmer 's Wasser g'chert, und hemmer de Hirze ghütet
z'Nacht um Eis, und früeih vor Tag, mer chönne nicht chlage,
kuntereri, sie hennis ghülfe, gell aber Jobbi!
Aber chömmemer wieder, se werde sie anderster rede."
's Vreneli lost und lost, es macht bidenklichi Mine;
's Vreneli bindet d'Chappen, und schüttlet 's Mayländer Halstuch,
's Vreneli chnüpft am Fürtuch-Bendel - „Seppli, spann 's Roß a,
und e Welle Strau, hesch ghört, und loß mer der Meister
nüt eninne werden, und gang ein d'Farnauer Stroß uf,
lueg, ob alles sicher isch, und niene ke Volch stoht!"
Sieder chömme d'Buebe mit leere Säcke zum Friedli.
Tausig Sapermost, wie sin em d'Flammen ins Gsicht cho!
Wo ner sie frogt: „Was hender?" und wo sie 'm dütliche Bricht gen:
„Nüt, und wüssetder was? Göhnt ihr enandermol selber!
's isch em Uhli z'heiß, der sollet cho, go nem blose!" -
„'s isch e Wort, i gang", seit iez der Hauptma und funklet,
„'s soll en nit lang brenne, 's isch chüel im Farnauer Chilchhof!
Uhli, du hesch 's lezt im Räf, sei chani der sage!"
Seits, und pfift im Wald, und geschwinder as me ne Hand chert,
pfifts vo Wald zu Wald an allen Enden und Orte,
und es lauft derher vo allen Orten und Ende.
„Allo frisch, bergab! Der Egerten-Uhli het gmezget,
's goht in eim iez hi, mer mezge hinecht der Uhli!
's duuret mi frili si Frau, 's wird uding ab is verschrecke."
Jez chunnts schwarz bergab, wohl über Studen und Hecke,
nebe Reibbech aben ins Tanners Wald, und vo dörtweg
rechts und links ins Farnauer Holz, was gischmer, was hesch mer!
D'Wälder fahre mit Schlitte voll Spöh' der Wiese no abe,
sehns und huure nieder am Steine-Brückli und bette:
„Alli gute Geister!" und „Heiligi Muetter Gottis!"
Aber wo der Hauptma by Farnau usen an Wald chunnt,
düsslet er: „Buebe z'ruck! I hör e Wägeli fahre;
's chönnt d'Faktorene sy, sie isch die Nemtig go Basel,
und der müent si nit verschrecke, lönt mi ellei goh!"
Seits, und wiener chunnt, wütschts übers Wägeli abe,
und goht uffen dar, und luegt em fründlig in d'Auge.
„Friedli, bischs!" — „Ich mein's emol!" — „Se bisch mer Gottwilche
unterm freie Himmel und unter de liebe Sterne!
Gell i darf di duze? Was wirsch doch nummen au denkt ha
ob mim trutzige Ma und sine trutzige Rede.
Lueg, i cha nit derfür, wo's z'spot isch, seit mers der Sepli
dussen am Wasserstei. Es wär sust anderster gange.
O, de glaubscht nit, wieni stroft bi. Besseri Zite
hani g'lebt ins Vaters Hus. Jez sin sie vorüber.
Chumm, do bringi der näumis, e Säckli voll dürri Chriesi
schöni Gumpist-Oepfel, und au e Bizzeli Geiß-Chäs,
do ne Säckli Haber-Mehl und do ne paar Würstli,
und e Logel voll Wi, gib achtig, aß es nit gäutschet,
's isch kei Bunte druf, und au ne Rölleli Tubak.
Chumm e wenig absits, bis do die Wälder verbey sin,
und bis ordli, hesch g'hört, und nimm di G wissen in Obacht."
Aber der Friedli schwört: „By Gott, der Uhli muß sterbe!
's isch nit Gnad!" Doch 's Vreneli seit: „Jez los mer e Wörtli:
Gschwore hesch, und io, wenns Zit isch, sterbe mer alli,
und der Uhli au, doch loß du lebe, was Gott will,
und denk an di selber und an die chünftige Zite.
So blibsch nit wie de bisch, und so ne Lebe verleidet.
Bisch nit im Land deheim, und hesch nit Vater und Muetter?
Oebbe möchtsch au heim, den erbsch en ordeli Güetli
in der Langenau, und gfallt der e Meidli, de hättschs gern,
ischs bym Aetti nit Nei, de chasch no Stabhalter werde.
Nimm, wie müeßts der werden, an so ne Missethat z'denke,
und mi 's Here Stab mit blutige Hände z'regiere!
Halts im Uhli z'gut! Si Grobheit nimm für en Ehr uf,
's isch zwor keini gsi, doch denk au, aß er mi Ma isch!
Schlachts nit z'Schopfen Oelfi! 's isch Zit, se sag mer, witt folge?"
Aber der Friederli stoht, er stoht in schwere Gidanke,
und het d'Auge voll Wasser, und möcht gern schwetzen, und cha nit.
Endli bricht em's Herz. „Nu io denn, wenn d'mer e Schmutz gisch!
Bhütdi Gott der Her, und io i will mi bikehre.
Buebe, iez packet uf, mer wen im Friede verlieb neh!
Göhnt e Paar uf d'Möhr und schießet näumen e Hirzli!"
Seits, und goht in Wald, und lueget an Himmel und briegget,
bis si d'Sternen ins Morge-Licht tunken und drinn verlösche.
Endli goht er au, doch luege mengmol enander
d'Mannen a, und sage: „Was fehlt doch echterst im Hauptma?"
Aber 's Statthalters Tochter lit iez bym Uhli und stoßt en:
„Schnarchle mer doch nicht so! Me cha io nit nebe der schlofe!"
Und der Uhli zukt und strekt si: „Vreni, wie isch mer?" -
„He, wie wird's der sy?" - „I ha ne blutige Traum gha.
Vreni 's goht nit gut, i ha mi selber seh metzge.
Hen sie mi nit verstochen, und in der Büttene brüeihet,
mittem Messer gschabt? De glaubsch nit, wie's mer so weh thut!"
Aber 's Vreneli seit: „He 's macht nüt. Chunnt der nit mengmol
öbbis für? Jez isch es d'Sau, drum hesch di seh metzge."
Aber 's Uhli's Schlof isch us, und schweri Gidanke
chämpfe bis an Tag mit sine zerrüttete Sinne,
bis er 's Caffi trinkt, bis 's Vreneli Suppen ischnidet,
bis en alte Ma verzagt zur Stube-Thür i'tritt:
„Chümmi, Reckholder-Beri! Will nieme nüt chrome do inne?"
„Nei, der löset nüt!" - „Drum ischs mer au nit ums Löse!
Chönnti, Meister Uhli, mit euch e wengeli rede?
Isch das eui Frau, se mag sie's hören, es schadt nüt.
Nechte fahri selb feuft, mit Waar der Wiese no abe,
ich, mi Rößli, mi Bueb, und s' Richterli's Rößli und Matthis.
Womer an Farnau chömme, se stohts voll Mannen und Buebe
links im Wald, und an der Stroß e luftige Kerli.
's stoht e Wibsbild bynem, es mag e sufere gsi sy,
wenni's unter Hundert sieh, se willi 's erchenne;
het der Mond nit gschienen, und hani d'Auge nit bymer?
So viel hani ghört: 's isch gflucht, der Uhli muß sterbe!
Woni neben abe gang, se seit ers zum Wibs-Bild.
Witers weiß i nüt, und witers chani nüt sage;
Warten ischt nit gut, me lost, und wandlet si's Wegs furt.
Bhütich Gott, i gang, und thüent iez selber, was gut isch." -
Wie het 's Vreneli glost! Doch bhaltet's verständigi Bsinnig.
„Hesch en denn nit gmerkt, es isch en nummen um Brenz gsi?"
Aber 's Uhlis G'hör isch weg, er lit in der Ohnmacht,
d'Auge stöhn verchehrt, me sieht fast nüt meh vom Schwarze,
d'Zungen isch em glähmt, sie luegt vor usen und chölschblau
isch er bis an Hals. Me holt der Meister vo Hage,
holt vo Zell der Dokter-Friedli, s' isch em nit z'helfe.
Friederli du hesch d'Wohret gseit, der Uhli muß sterbe.
Vormittag ischs so, und Nomittag ischs anderst.
Schwetze lehrt er nümmen, und siechet ebe so ane,
bis am dritte Tag; uf eimol schnappt er und endet,
und am Zistig druf, se singts haupthöchlige: „Mitten
wir im Leben sind" - d'Stroß uf zum Farnauer Chilch-Hof.
Furt treit hen sie en, seil isch gwiß, doch heißt es, en Andre
heig en gholt, und 's gang zu Ziten e blutigen Eber.
Göhntder z'Nacht vom Bergwerch heim, und hentder uf d'Site
gladen, und der sehnt en Eber mit blutige Wunde,
göhnt em still usweg. Es isch der Egerten-Uhli.
Sehntder nüt, sen isch ers nit. I ha nen no nie gseh.

Aber wer wird iez mit Zuspruch 's Vreneli tröste?
Groß isch 's Leid iust nit, und siebe Wuche no Pfingste
rüeft me 's wieder us. Mit wem? Der werdet nit froge.
Grüseli het der Vater gmacht, und g'schworen: „I lid's nit!
So ne vertlaufene Burst mit miner liibliche Tochter,
mit mi'm Fleisch und Blut? I führ di selber ins Zuchthus."
Aber was ischs gsi? - Es isch die einzigi Tochter,
und isch Frau für ihns, und mag er rothen und warne,
muß ers ebe lo gscheh, - doch hets em nümmen ins Hus dörft,
hets au nümme bitrette, bis no Micheli si Vater
z'Wil dur d'Wiese ritet, er het e Wage voll Wi gchauft.
Groß isch's Wasser gsi, und finster, wo sie derdur sin,
und chunnt usem Weg, und 's tribt en aben und abe
bis er abem Choli fallt und nümmen ans Gstad chunnt.
An der Schore-Bruck dört hen sie 'n mornderigs gfunde.

Aber iez zieht üser Paar im Friede go Schopfe
und nimmt B'sitz vo Hus und Gut, der Friedli wird Burger,
führt si ordelig uf, er cha gut lesen und schribe, -
Helfis Gott! - und stigt nootno zu Würden und Ehre.
Wer wird Chilche-Lueger, und wer wird Weibel und wer stoht
bald am Rothhus-Fenster und lächlet güetig, wenn öbbe
mittem Hut in der Hand e Langenauer verbey goht?
Isch's nit mi Her Frider mit siner lockige Stirne? -
Nei, wie machts, und nei, wie schüttets, loset doch numme,
fangt's nit vornen a? - Z'lezt sage d'Burger: „Der Hügli
cha io nit Gschriebes lese, wie chaner denn Statthalter blibe?
's wär für Ihn, Her Frider, und Er muß d'Burger regiere.
Er isch e brave Ma, in alle Stücke biwandert,
und si Frau, Statthalters Bluet, mit Tuged bihaftet,
isch die guti Stund, und gscheit, no gscheiter, as Er schier.
Sager nit lang Nei, 's nuzt nüt, mer lön is nit b'richte." -
„Nu, se sagi Jo, 's regiere chunnt mi nit suur a."
Dreimol chlöpft der Hurlibaus - nei loset wies schüttet,
lueget wies dur d'Chlimse blizt! - Im Pflug und im Engel
hen sie tanzt bis tief in d'Nacht, und gessen und trunke.
Wohr ischs, e bravere Ma hätt d'Stadt nit chönnen erchise,
und im Vreneli gunni 's au. In d'Schopfemer Chilche
het er en Orgle gschafft, vor sine Ziten isch nüt gsi,
(z'Huse stoht sie no) d'Marodi het er vertriebe,
und uf d'Burger Obsicht treit, und g'rothen und g'warnet.
Aber si Frau und er, sie hen in Frieden und Liebi
mit enander glebt, und Guts an Armen erwiese,
io, und 's isch em e Muetter zu siebe Chindere worde.
Helfis Gott! - und 's stammt von ihnen im Schopfemer Chilchspiel
mengi Famili her, und blüeiht in Richthum und Ehre.
Helfis Gott, und bhütis Gott! Ins Here Gotts-Name!
das het gchlöpft, und das het gmacht, 's isch weger e Schlag gsi!
Mengi Famili, se sagi - die wenigste wüsse's meh selber.
Wer sie sin, und wie sie heiße, das willi iez sage.
Zwor isch 's Chrügli leer - nei loset, was git's uf der Gaß duß?
Vetter Hans Jerg, 's stürmt! Fürio! 's lauft alles der Drau zu.

Textilindustrie im Wiesental

Die Wasserkraft der Wiese, schweizer Investoren sowie der Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein (1834) begünstigten die industrielle Entwicklung im Wiesental. Ein Schwerpunkt war die Textlilindustrie, von der über 200 Jahre lang ein großer Teil der Talbevölkerung lebte.
In den besten Zeiten waren über 20 000 Menschen zwischen Basel und Todtnau mit Spinnen, Weben, Bleichen und dazugehörigen Teilbereichen beschäftigt.
Bild vergrößern Im südlichen Schwarzwald wurde die Hausweberei bereits seit dem Mittelalter betrieben (Bild um 1900**)
Bild vergrößern Wie hier in Zell (um 1920) dominierten Textilfabriken das Wirtschaftsleben und Talbild des Wiesentales.

War also das Wiesental zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Zentrum der industriellen Textilproduktion fand seit den1960er Jahren durch die zunehmende Konkurrenz aus Fernost und die steigenden Reallöhne ein anhaltenden Schrumpfungsprozess statt. In der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie gingen seit 1980 rund 450.000 Arbeitsplätze verloren.

Wer in die Geschichte der Textilindustrie im Wiesental eintauchen möchte, sollte das Textilmuseum in der nahe gelegenen Ortschaft Zell besuchen (siehe Link - Angebot unten auf dieser Seite).
Auf einer lebendigen Reise in die Welt der Industrialisierung erfährt man dort anschaulich den Weg vom Faden bis zum gewebten Stoff. Eine ausführliche Bilddokumentation erläutert zudem die Entwicklung der Textilindustrie im Wiesental. Auf einer Ausstellungsfläche von 600 m² befinden sich auch eine Hand-Spinnstube sowie historische Webstühle, so dass Besucher die einzelnen Arbeitsvorgänge hautnah erleben und sich auch selbst im Weben versuchen können.

** entnommen dem Buch "Schopfheim anno dazumal" von Ingrid Schubert; Selbstverlag 1980