Rolle in der Geschichte
Die alte Schildwirtschaft vor dem Burgtor
Über das Alter des Rebstock gibt eine Fassadenmalerei Aufschluss. Durch sorgfältige Renovierung in den Jahren 1556, 1987 und 2010 ist an der Giebelseite des Gasthauses immer noch gut lesbar: "Der Rebstock besteht seit undenklicher Zeit..." In Urkunden wird es zum Glück konkreter: "Im Jahre 1368 war derselbe Schild- und Schankwirtschaft... vor dem Burgtor mit dem Recht des Metzgens, Backens und Fremden Herberge zu geben."
Bild vergrößern Die Altstadt auf einer Karte von 1848 (Archiv Sarnow)...
Bild vergrößern eines der zentralen Häuser ist der "Rebstock" (mit M gekennzeichnet)
Bild vergrößern Ein Schnitzkünstler hat die Rebstock - Geschichte in einem Treppengeländer des Hauses verewigt...
Bild vergrößern Hier steht beispielsweise, dass 1782 die "verwittibte" Rebstockwirtin Juditah Heim einen Bonndorfer heiratete, der 1000 Gulden mitbrachte, aber auch gleich acht Kinder.
Ehemaliges Amtshaus und altes Gefängnis
Zurückversetzt in diese Zeit fühlt man sich beim Betrachten der Malerei an der Frontseite des Hauses. Oberhalb des Haupteingangs vermittelt das aufgemalte Bild des 1846 abgerissenen Oberen Tores einen Eindruck der damaligen Kulisse des "Restocks". Nur wenig Phantasie wird benötigt, sich den "Rebstock" als POSTKUTSCHENSTATION vorzustellen. Wie viele Jahre hier die Pferde gewechselt wurden, ist nicht belegt.Sicher ist aber, dass -wie früher üblich- neben der Schankwirtschaft hier auch immer Landwirtschaft angesiedelt war. In der heutigen SCHLOSSSTUBE befanden sich die Stallungen der Kühe und Schweine. Bis zum Jahr 1975 wurde die Landwirtschaft noch aktiv betrieben.
Als erster Besitzer des alten AMTSHAUSES ist Matthäus Schulter bekannt, seit 1607 Pappenheim'scher Oberamtsmann in Stühlingen. Dieser muss ein hochangesehener und gut situierter Mann gewesen sein, denn während seiner Amtszeit muss er das Amtshaus, die Ziegelhütte, die Mühle sowie etliche Grundstücke erworben haben. Seinen gesamten Besitz verkaufte er seinem Vorgesetzten, dem Landgraf zu Stühlingen, Reichsmarschall Maximilian zu Pappenheim. Das Original des Kaufvertrages vom 27. Oktober 1614 in Pergament und mit Siegel versehen liegt im Archiv in Donaueschingen. Obwohl der Standort des Gebäudes nicht genau bezeichnet ist, kann es sich nach Meinung der Experten nur um das spätere Amtshaus handeln.
Als weiterer Bewohner des dreistöckigen Gebäudes mit "Beamtenwohnung, Amtskanzley, Registratur und Abstandsstube" (1828) ist der Rat- und Rentmeister Feedere bekannt (um 1800). Bis ins 19. Jahrhundert diente das ehemalige Amtshaus als Rentamt bzw. Großherzoglich Badisches Bezirksamt. Am 20. Januar 1891 ging es an die Gemeinde Stühlingen.
Inzwischen im Besitz des Gasthofs Rebstock werden in dem geschichtsträchtigen Gebäude Gästezimmer angeboten. Der fürstliche GEWÖLBEKELLER mit großartigem Kreuzgewölbe eignet sich bestens für eine Feier in besonderem Ambiente.
Seit März 2014 hat eine Nostalgie- und Puppenausstellung im alten Amtshaus ihre passende Heimat gefunden.
Das ebenfalls heute zum "Rebstock" gehörende "Michel'sche Haus" beherbergte das alte Stühlinger GEFÄNGNIS. Wo man neuerdings in außergewöhnlichen Appartements sein Haupt in weiche Kissen bettet, erinnert eine restaurierte Original-Gefängnistüre an Rechtsbrecher früherer Zeiten.
Bild vergrößern Fassadenmalerei am früheren Amtshaus
Bild vergrößern Zellentür im "Alten Gefängnis"
Hans-Thoma-Stühle und mehr
Innerhalb der historischen Mauern offenbart der "Rebstock" dem staunenden Besucher seine Besonderheiten.Seit der bekannte Bernauer Kunstmaler HANS THOMA seine zwölf Entwürfe für Stuhl-Rückenlehnen der Schnitzerschule in Bernau schenkte (1900) sind über 100 Jahre vergangen. Heute kann man in der urgemütlichen Schwarzwaldstube des "Rebstocks" auf nach diesen Entwürfen geschnitzten Stühlen Platz nehmen. Die inzwischen eingesessenen und dadurch umso wertvoller gewordenen 60 Hans Thoma-Stühle wurden vom damaligen Besitzer des Gasthofs 1930 für insgesamt sage und schreibe umgerechnet 2.000 Mark erworben.
Ebenso alt und wertvoll ist die höchst interessante SCHWARZWALDUHR eines Laienschnitzers. Das Schild ist aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt. Als Lohn für seine Arbeit wurde ihm ein Winter lang Kost und Logie im "Rebstock" gewährt.
Bild vergrößern Hans Thoma-Stühle (weitere Modelle mit originellen Motiven siehe "Streifzüge")
Bild vergrößern Gusseiserner Ofen in der Schwarzwaldstube
Bild vergrößern Authentischer Schwarzwaldflair
Bild vergrößern Geschnitzte Uhr als Blickfang
Zu den holzverkleideten Wänden der Schwarzwaldstube passt der gusseiserne OFEN der bekannten Eibelshäuser Hütte genauso wie der ockerfarbene KAMIN. Gerahmte alte Fotos als Leihgaben der Stadt Stühlingen zieren die Wände und erheben den Raum zur Heimatstube.
Die SCHLOSSSTUBE nebenan besticht durch schlichte Eleganz - eine enorme Entwicklung seit sich hier die Stallungen befanden. Schloss Hohenlupfen, eng mit der Stadt Stühlingen und dem Rebstock verbunden, findet sich in einer Malerei auf der Stirnwand.
Mittelalterliches Fluidum verbreitet der Fürstliche GEWÖLBEKELLER mit beachtenswertem Kreuzgewölbe im ehemaligen Amtshaus. Der eingelassene Kamin und die umlaufende Wandvertäfelung mit Wappen der Familie Porten (1377) sowie neuere Stilleben-Gemälde eines Kirchenmalers aus Bochum sorgen für ein besonderes Ambiente.
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Bulldogs und Puppen
Was haben Bulldogs und Puppen gemeinsam?
Im "Rebstock" kann man beides betrachten und Stunden mit interessanten Entdeckungen zubringen.
Ein besonderes Highlight bietet das Bauern- und Bulldogmuseum neben dem Gasthof Rebstock. Vor über 30 Jahren begann die Sammelleidenschaft des inzwischen verstorbenen Vaters der heutigen Rebstock-Wirtin Christine Sarnow geb. Porten. Roland Porten konnte aus dem Vollen schöpfen. Alles was auf dem Hof bis dato an Gerätschaften herumstand wurde zusammengetragen, restauriert und sortiert, neue Sammelobjekte dazu gekauft. Im Jahr 2005 konnte das Bauern- und Bulldogmuseum in der alten Scheune eröffnet werden. Hier war früher die Landwirtschaft des "Rebstocks" untergebracht. Auf drei Ebenen präsentieren sich alte Traktoren und Bulldogs, Motorräder und Fahrräder aber auch unzählige bäuerliche, handwerkliche und hauswirtschaftliche Gerätschaften, Raritäten und Kuriositäten. Die imponierende Vielfalt reicht vom Traktor aus den 20iger Jahren über eine der ersten mit Holz befeuerten Waschmaschinen bis zur "elektrischen Oma", die den Kinderwagen schaukelte.
Erweitert wurde nun das kulturelle Angebot um Hildegard's Nostalgie- und Puppenmuseum. In mehreren Räumen sind nicht nur zauberhafte Puppen aus verschiedenen Epochen zu bewundern, sondern auch alte Musikinstrumente, Sammeltassen, Kaffeekannen aus bestem Porzellan, Puppenstuben und vieles mehr. Wo könnte die liebevoll arrangierte Ausstellung ein besseren Platz haben als in den Räumen des alten Amtshauses?
Bild vergrößern Im Nostalgie- und Puppenmuseum
Bild vergrößern Restaurierter Traktor (weitere Fotos aus dem Museum unter "Streifzüge")