Rolle in der Geschichte
Wechselhafte Besitzverhältnisse
Die Geschichte des Gasthauses ist eng verwoben mit der des Weindorfes Norsingen.Die Herrschafts- und Besitzverhältnisse zu Norsingen hier alle aufzulisten, würde Seiten füllen. Früheste Besitzansprüche an der Gemarkung erhoben ebenso die Abtei St. Gallen als auch die verschiedensten Zisterzienser-Klöster wie Oberried oder Tennenbach, hiernach kamen die Herren von Staufen.
Bild vergrößern 1960er Jahre
Bild vergrößern ... um 1900
Bild vergrößern Oben die ehemaligen Stallungen. Rechts: der BÄREN im Norsinger Wappen weist auf die ehemalige Zugehörigkeit zum Kloster St. Gallen hin. Der Wandermönch Gallus war Klostergründer, die Sage berichtet, dass er einen wilden Bären lammfromm machte.
Bild vergrößern Zur Gallus - Sage siehe Linkangebot (ganz unten)
Immer wieder gab es Zank um das Lehen, was dazu führte, dass erhebliche Streitigkeiten anzunehmen waren, die fortan häufig in Gemetzel und kleinere Kriege ausarteten.
Im 17. Jahrhundert besaß Norsingen ein recht unabhängiges Hofgericht und einen eigenen Strafturm (Gefängnis). Ein „gelehrter Obervogt“ wurde mit dem zugehörigen„Blutbann“ beauftragt. Es half nur wenig. Vor und während der Dispute drängte das Militär ins Dorf und die Hufe der Rösser mussten neu beschlagen werden. Bis zu vier Hufschmieden gab es entlang der Dorfstraße dafür. Während der Wartezeiten ging man in den Bären, man stritt dort weiter, versöhnte sich und stritt erneut. Wenn die Wände des alten Gasthauses heute das Gehörte noch erzählen könnten, käme sicherlich die ein oder andere rühmliche oder unrühmliche Geschichte zu Tage.
Immer wieder fiel das Haus in diesen unruhigen Zeiten einem Schadfeuer zum Opfer und immer wieder wurde es aufgebaut und entstand somit neu wie ein Phönix aus der Asche. Die Bausubstanz der dicken, vom Ruß geschwärzten, Holzbalken ist indes immer noch vorhanden, erkennbar sind auch noch die Stallungen an der Nordseite des ehemaligen Vierseithofes.
Im Hofe des Bären stand über die Jahrhunderte auch die Viehtränke, wo sich Pferde und Rindviecher gleichermaßen laben konnten.
Bild vergrößern Im Hof des Bären...
Bild vergrößern stand die Viehtränke.
Mit Wirt Stephan Siebler mache ich einen Rundgang durch das Gasthaus und fühle mich um hundert oder mehr Jahre in der Zeit zurückversetzt. Da sind überall die dicksten Holzbalken, die ich je gesehen habe und die wundersamer Weise alle Brände überlebt haben. An einem besonders dicken Exemplar im Hof kleben tatsächlich fünf scharfe Sicheln. „Das war früher so Brauch,“ erklärt der Wirt, „wenn die Winzer nach der Schwerstarbeit vom Batzenberg (bekannte Norsinger Weinlage) zum Feierabendtrunk kamen, warfen sie zunächst ihre Sicheln an den Balken und dann erst ging es hinein in die gute Stube. „Wir wollen diese Tradition erhalten, nur haben wir die Sicheln jetzt so hoch gehängt, dass Kinder sie „zum Spielen“ nicht mehr erreichen können“.
Bild vergrößern "... das war früher so der Brauch"
Bild vergrößern Eine Fensterstele der ehemaligen Stallungen wurde zum Kunstobjekt
Bild vergrößern (Grenz)Stein mit Freiburger Wappen um 1850
Im Untergeschoss des Gasthauses gab es bis in die Fünfziger Jahre des 20. Jahrhundert wohl einen Brotbackofen. Nach der Mär soll der so groß gewesen sein, dass sich in Kriegs- und Aufstandswirren hier ein „ganzer Mann“ darin „unauffindbar“ verstecken konnte.