Anekdoten & Mehr
Schunkelwalzer und kreuzfideler Kupferschmied
Während der 65-jährigen Wirtstradition der Familie Jakob war die idyllisch gelegene Schankwirtschaft im Lorettowald ein gut besuchtes Ausflugsziel, insbesondere an den Wochenenden. Zur Wirtshaustradition gehörte auch, dass nur solche Weine ausgeschenkt wurden, die auf dem eigenen Gelände gewachsen und gekeltert worden waren. Es wurden Frühkonzerte von Regimentskapellen und Gesangsvereinen arrangiert, und manch eine der geselligen Runden, die sich hier traf, feierte vom Frühschoppen bis spät in den Abend - singend, lachend und Reden schwingend - während ihnen aus Trinkhörnern und Pokalen Getränke kredenzt wurden. Besonders beliebt unter den Sängern waren zu jener Zeit der Schunkelwalzer sowie der kreuzfidele Kupferschmied.
Bild vergrößern Die herrliche Aussicht vom Jakob, schon nach dem Wiederaufbau
Bild vergrößern Im Jahre 1898 war das Waldhaus eines der wenigen bewirtschafteten Gebäude im Lorettowald
Oftmals war der Biergarten des „alten Jakob“ so voll, dass an keinen Platz mehr zu kommen war und die Besucher sich am Waldrand niederließen, um den Konzerten zu lauschen. Bisweilen waren es an die 2.000 Menschen, die sich zu solchen geselligen Zusammenkünften im Hof des Waldhaus Jakob trafen – Spaziergänger, Soldaten aus benachbarten Garnisonen, Wochenendreisende. Solche Massen zu bewältigen gelang nur, indem die Gäste der Familie Jakob bei der Bewirtung halfen. Da der Familie Jakob 1874 die Erlaubnis übertragen worden war, die Schankwirtschaft auch als Gastwirtschaft zu führen, hatten manche der allzu feierlustigen Gäste keinen allzu langen Heimweg mehr zu befürchten.
Heute geht es weniger turbulent zu im Waldhaus Jakob. Die Gäste legen Wert auf Ruhe, Erholung und Entspannung, und manch einer verlieh dank seiner Berühmtheit sogar einer ganzen Suite seinen Namen. So ist die „Westerwelle-Suite“ jederzeit zu mieten, und auch Heinz Hönig samt Familie ist ein gern gesehener Gast im Waldhaus Jakob. Neben solch illustren Namen verdient auch die Crew des Bodensee-Tatorts eine Erwähnung, die im Jahre 2007 hier genächtigt hatte.
Vom Seestrandbad Jakob zur Bodenseetherme
Etwa 200 m westlich der Landspitze befand sich eine Badehütte, die zum „Jakob“ gehörte. Das öffentliche Baden war nur unmittelbar vor dieser Hütte erlaubt. Um die Jahrhundertwende wurde sie durch eine größere Badehütte samt Steg ersetzt. Aber immer mehr Badelustige beiderlei Geschlechts tummelten sich nicht nur im Wasser, sondern auch im Strandbereich. Aus sittlichen Gründen konnte dieser Zustand nicht länger hingenommen werden, und so baute die Konstanzer Spitalstiftung auf Drängen Markstahlers eine für Frauen und Männer getrennte „Seebadeanstalt“ in der Bucht unterhalb des Waldhaus Jakob. Diese neu errichtete Badeanstalt wurde von Adolf Markstahler gepachtet und am 18. Juni 1905 eröffnet.
Bild vergrößern Auf dieser Ansichtskarte mit dem dominierenden Säntis sieht man unten in der Bildmitte die Badeanstalt
Bild vergrößern Die Eintrittspreise 1905
Um die Eintrittskosten zu sparen, wurde die alte Badhütte weiterhin benützt. Sie wurde daraufhin abgerissen und behördlicherseits das Baden hier verboten, was jedoch nicht zum gewünschten Erfolg führte. Aufgrund von Geldmangel nach dem ersten Weltkrieg wurden größere anstehende Reparaturen und notwendige Modernisierungen nicht ausgeführt. Auch die Badegewohnheiten hatten sich geändert. Man wollte nicht mehr abgeschlossen und nach Geschlechtern getrennt die Freizeit verbringen, sondern in freier Natur an den Stränden Luft und Wasser genießen. Anstatt die über 20 Jahre alte Seebadeanstalt zu sanieren, entschloss man sich, ein den Anforderungen der Zeit entsprechendes Strandbad zu bauen. Aber das Geld fehlte. Anfang der 1930er Jahre wurde von den Konstanzer Bürgern etwa 30.000 Reichsmark aufgebracht, und mit einem Darlehen der Sparkasse Konstanz und einem Betrag der Stadt konnte die neue Anlage in nur zehn Wochen bei der alten Badeanstalt erbaut werden. Am 15. Juli 1933 konnte sie eröffnet werden.
Zu Beginn der 70er Jahre war der Bodensee stark verschmutzt. Die Badesaison war witterungsbedingt nur kurz, und man wollte eine attraktive Freizeitanlage mit ganzjährigem und vom See unabhängigen Badebetrieb erstellen. Die Einrichtung eines beheizten Schwimmbades sollte nicht nur den Einheimischen zu Gute kommen, sondern auch die Fremdenverkehrssaison verlängern. Im Sommer 1972 wurde mit der Auffüllung der Bucht vor dem Strandbad Jakob begonnen. Am 17. April 1975 konnte das Freizeitbad Jakob der Öffentlichkeit übergeben werden. Schon im Herbst 1974 war durch eine Bohrung in 660 m Tiefe unweit des Freizeitbades mineralstoffreiches Thermalwasser gefunden worden, was ein mit Massagedüsen und mit 33° warmem Mineralwasser gefülltes Thermalbewegungsbecken möglich machte. Mitte der 90er Jahre erkannte man, dass das von den Konstanzern liebevoll „Jaköble“ genannte Bad so nicht mehr den Anforderungen moderner Bade- und Wellnessbedürfnisse entsprach. Nach einem Architektenwettbewerb und der Umbenennung in „Bodensee-Therme-Konstanz“ erfolgte der Spatenstich 2005 und die Eröffnung am 22. Juli 2007.
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Heute ein Eldorado für Wasserratten
Wasserratten und Erholungsfreudige sind im Waldhaus Jakob bestens aufgehoben. Ehemals von den Konstanzern liebevoll „Jaköble“ genannt, ist die neue Bodensee-Therme ein hochmodernes Wellness-, Gesundheits- und Sportbad mit einer Fläche von insgesamt 3000 m². 2006 bis 2007 war es für insgesamt 25 Millionen Euro komplett neu gebaut worden, doch die Investition hat sich gelohnt. Es gibt ein Thermalinnenbecken mit 33 °C, ein Thermalaußenbecken mit 34°C und eine Kleinkinder-Erlebniswelt, Massagedüsen, Sprudelliegen usw. Das von April – Oktober geöffnete Freibad mit seinem 50-Meter Becken und 26° warmem Wasser ist in grüne Wiesen eingebettet, und auch das Nichtschwimmerbecken mit seiner 87 Meter langen Rutschbahn ist eine ganz besondere Attraktion. Das Freibad hat einen direkten Seezugang über einen eigenen Badesteg. Im laufenden Jahr 2014 wird die Sauna komplett umgebaut und erweitert. Abgerundet wird das Ganze durch Wellnessangebote, ein Restaurant sowie Badminton- und Volleyballplätze.
Ebenfalls nur einen Steinwurf entfernt liegt das Freibad Horn, von allen „Hörnle“ genannt. Mit seinen 52.000 m² Liege- und Sportfläche sowie einer Strandlänge von 600 m ist es das größte Strandbad am Bodensee, und dazu ist der Eintritt auch noch kostenlos! In lauen Sommermonaten kann hier durchaus mediterrane Stimmung aufkommen.