Anekdoten & Mehr
Der Eisenbacher Sympathie - Doktor
Märchen und mythologische Erzählungen aber auch zeitgenössischen Berichten lassen in einer Schmiede oft "übernatürliche" Dinge geschehen. Noch bis ins 19. Jahrhundert hatten Schmiede den Ruf von Kenntnissen als Geister-Banner, Wunderdoktoren oder „Sympathierer“ (siehe "Badisches Volksleben" von E.H. Meyer). Dabei warenverschiedene Techniken im Gebrauch zu denen auch das „Besprechen“ zählte, das die gleiche Bedeutung hat wie „Beschwören“. Auch in der Eisenbacher Schmiede gab es einen solchen „Sympathie-Doktor“, der die Kunst des "Besprechens" verstand. Lesen Sie unten den Bericht von Franz Beha (aufgezeichnet durch Franz Fettinger).
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Oben: Kupferstich von Jan van Vliet, Holland 1635**

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Die Vorgänge beim Schmieden waren gleichsam ein Verschmelzen der vier Elemente und umgaben die Schmiede aller Kulturen mit dem Nimbus des Zauberkünstlers. Im Bild oben ist links neben dem "Bad" die Eisenbacher Schmiede um 1900 zu sehen.

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** Entnommen dem hier abgebildeten, sehr empfehlenswerten Buch, in dem sich auch die kunstvolle Darstellung der Verhüttungsprozesse, rechts, von 1597 findet,

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...das Original steht in der Universitätsbibliothek Basel (Hss. A II 46a); Foto: W. Gruber

Der Bericht von Franz Beha
" In Eisenbach gab es früher einen Sympathie-Doktor. Er war bekannt unter dem Namen „Schmitter – Klaus“. Er war Schmied und wohnte auch in der Schmiede neben dem heutigen Hotel Bad. Er hatte die Gabe kranke Leutze zu kurieren. Sogar aus der Ferne konnte er Schmerzen stillen. Zu welchem Zeitraum er gelebt hat, weiß ich nicht. Seine Erfolge erzielte er mit dem sogenannten „Besprechen“.Wie das möglich ist, weiß ich nicht. Er starb selbst aber keines natürlichen Todes. An einem kalten Wintermorgen fand man ihn erfroren auf dem Weg zwischen Schwärzenbach und Eisenbach, neben einem leeren Hornschlitten. Der Todesfall blieb ungeklärt. Wahrscheinlich war er in Schollach und Schwärzenbach mit landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Geräten auf Hausierhandel. Früher war das ein alter Brauch für das Schmiedehandwerk.
In Tirol, im mittleren Zillertal, gibt es heute noch solche Sympathie - Doktoren. Man nennt sie dort jedoch „Anheber“. Augenzeugen haben davon berichtet. Aber erklären konnten sie die Heilmethoden auch nicht. "
Die Eisenbacher Chronik „Auf dem hohen Wald“ vermerkt zur Schmiede Folgendes (S. 558):
„…Roman Jäggle … berichtet aus der alten Überlieferung der Schmiedefamilie Ganter, dass über dem Keller ihres Hauses früher, das heißt in der Zeit des Bergwerks, vor 1680, die Gottesdienste für die Bergleute stattgefunden hätten. Diese Schmiede, … neben dem Hotel „zum Bad“, ist eines der ältesten Häuser des Orts. Hier war der erste Schmelzofen aufgestellt; es besitzt einen über den Hausbereich hinausgehenden massiven Gewölbekeller.“
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Vorne links die Eisenbacher Schmiede in einer Aufnahme von 1920, zur Eröffnung der Kraftwagenlinie Neustadt - Villingen (Quelle: Ortschronik Eisenb.). Die Schmiede ist eines der ältesten Häuser von Eisenbach und verfügt über einen "massiven Gewölbekeller"

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... aus dem 1. Stock des Gasthaus Bad gesehen.

Das Gasthaus Bad war einst Zollstation an der Grenze zu ... Österreich!
Der Eisenbach fließt direkt vor der Haustüre des Gasthaus Bad - und dieser Bach war die Grenze zu Österreich.Denn das dem Bad gegenüberliegende Gebiet, gleich jenseits des Eisenbaches war Bräunlinger Territorium. Und Bräunlingen gehörte zu Vorderösterreich.
Die Grenze wird in den Chroniken bereits 1561 erwähnt, ebenso die vielen kleinen Grenzsteitigkeiten zwischen Fürstenberg und Vorderösterreich. Sobald die Grenze gewechselt wurde, was auf dem Weg Richtung Furtwangen unvermeidlich war, kassierten die "Österreicher" Zoll. Dazu wurde im (ehemaligen) Gasthaus "Schwarzes Kreuz" eine strategisch perfekt gelegene Zollstation eingerichtet. Das frühere "Kreuz" steht noch auf der anderen Talseite vom "Bad" aus gesehen.
"Hab fier Gulden müssen geben..." - anschauliche Beispiele für Grenzstreitigkeiten und Auszüge entsprechender Protokolle können in der Eisenbacher Chronik "Auf dem hohen Wald" ab Seite 384 nachgelesen werden.
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Der Eisenbach als ehemaliger Grenzbach schlängelt sich auf dieser Aufnahme (um 1900 - zum Vergrößern anklicken) in Richtung "Bad"; er fließt noch heute...

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... direkt vor dem Gasthaus (unterhalb der Laterne). Das "Bad" stand bereits auf fürstenbergischem Boden - auf der anderen Seite lag Vorderösterreich.

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Die ehemalige österreichische Zollstation, Gasthaus "Schwarzes Kreuz"...

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... auf dieser Ansicht um 1900 (zum Vergrößern anklicken) vorne links im Bild. Ebenfalls gut erkennbar der Grenzbach + im Hintergrund mit Turm das "Bad", die fürstenbergische Zollstation. Bild: Chronik Eisenbach
